Berliner Reparaturbonus startet ab September 2024
Impuls im BER-Newsletter, Nr. 5, Juli 2024
Wer in Berlin in Zukunft seine kaputten Elektrogeräte reparieren lässt, erhält ab September 2024 einen Bonus. Bis zu 200 Euro Zuschuss jährlich gibt es, wenn Handy, Laptop, Kühlschrank, Kaffeemaschine oder ähnliches defekt ist und man das Gerät reparieren lässt. Julius Neu, Eine Welt-Promotor für Klima- und Ressourcengerechtigkeit beim BER-Mitglied INKOTA-netzwerk e.V. bewertet den Bonus aus entwicklungspolitischer Sicht.
Wer kennt es nicht: Zack, einmal nicht aufgepasst und schon ist das Handy runtergefallen und das Display gesprungen. Das lässt sich zwar oft reparieren, aber je nach Modell kostet es schnell mal 200 Euro. Und schon stellt sich die Frage: Lohnt sich das überhaupt noch, oder kaufe ich mir einfach ein Neues?
Aus Ressourcen- und Klimaschutzsicht stellt dieses oftmals ungünstige Preisverhältnis von Reparatur und Neukauf ein großes Problem dar, müssten wir doch unsere Geräte viel länger nutzen. Smartphones werden im Schnitt alle 18 bis 24 Monate ausgetauscht. Global ist dieser Konsum von Elektrogeräten gleich doppelt ungerecht. Zum einen werden beim Abbau der metallischen Rohstoffe für unsere Handys und Laptops vor allem im Globalen Süden Menschenrechte verletzt und die Umwelt zerstört. Zum anderen endet auf den Müllkippen in Ghana oder Indien giftiger Elektroschrott aus dem Globalen Norden, teils legal als Gebrauchtware, teils illegal als Schrott exportiert.
Die Idee des Reparaturbonus, den es bereits in Thüringen, Sachsen, Österreich und Frankreich gibt, setzt genau dort an, wo Reparaturen laut Umfragen meist scheitern: am Preis. Verbraucher*innen können ihre Reparaturrechnungen einreichen und erhalten 50% der Reparaturkosten bis zu 200 Euro zurück. Der Bonus erfreut sich großer Beliebtheit und hilft massiv Elektroschrott und CO² einzusparen, wie das Fraunhofer-Institut in seiner jüngsten Untersuchung des Thüringer Modells zeigen konnte. Es ist deshalb sehr zu begrüßen, dass das Modell ab September auch in Berlin startet. Perspektivisch sollte der Bonus bundesweit eingeführt und wie in Frankreich aus Herstellerabgaben finanziert werden.
Ist der Bonus die Lösung aller Probleme in Sachen Reparatur? Natürlich nicht, schließlich existieren noch viel mehr Hürden auf dem Weg zu einem herstellerunabhängigen Recht auf Reparatur. Dafür braucht es strenge Vorgaben für langlebiges und reparaturfreundliches Produktdesign, den Zugang zu Ersatzteilen zu angemessenen Preisen für freie Werkstätten und viel bessere Informationen für Verbraucher*innen. Einige Weichen dafür wurden durch eine EU-Richtlinie Anfang des Jahres gestellt: Mit den neuen Regeln werden Hersteller einiger Produktgruppen dazu verpflichtet, Reparaturen für ihre Produkte anzubieten. Und auch das Umweltministerium will dieses Jahr noch ein Reparaturgesetz vorlegen. Umso wichtiger, dass Berlin in Sachen Reparaturförderung seinen Beitrag leistet und nach dem Start des Netzwerks Qualitätsreparatur mit dem Reparaturbonus nachlegt.