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Für globale Gerechtigkeit – unterwegs in den Berliner Randbezirken

Interview mit Akinola Famson, Eine Welt-Promotor für globale Solidarität

Das Berliner Eine-Welt-Promotor*innen-Programm legt einen Schwerpunkt auf die Stärkung migrantischer Perspektiven in der Entwicklungspolitik. Akinola Famson fördert in seiner Promotorentätigkeit beim Afrika-Rat Berlin Brandenburg e.V. das entwicklungspolitische Engagement der afrikanischen Communities in Berliner Kiezen. Im Interview spricht er von Herausforderungen und Erfolgen seiner Tätigkeit.

Du sprichst selbst bei Deiner Tätigkeit von Community-Arbeit. Was bedeutet das und was ist das Ziel dabei?

©Akinola Famson

Ich versuche, die afro-diasporischen Communities und die Menschen afrikanischer Herkunft, die hier im Land Berlin leben, zu stärken und ihnen ein Sprachrohr zu geben. Viele meiner Zielgruppen leben in den Randbezirken der Stadt und sind nicht in Vereinen oder Initiativen organisiert. Es geht mir darum, dass sie ihre Belange gegenüber der Mehrheitsgesellschaft vertreten und im politischen Diskurs rund um globale Gerechtigkeit und Entwicklungspolitik sichtbar machen. Im ersten Jahr habe ich die Menschen aufgesucht, wo sie leben, ihre Themen identifiziert und mir ihren Alltag angeschaut. Da ich mich insbesondere für globale Gerechtigkeit engagiere, versuche ich herauszufinden, welche Erfahrungen die Leute als nicht weiß gelesene Menschen damit gemacht haben. Mein Ziel ist, dass sie ein Gefühl der Zugehörigkeit entwickeln, sich ihre Lebensqualität verbessert und sie in einem solidarischen Umfeld leben – das sind Voraussetzung, um sich selbst für entwicklungspolitische Belange zu interessieren. Das ist für mich der Kern meiner Arbeit als Eine Welt-Promotor für globale Solidarität und auch als Vertreter der Schwarzen Community in Berlin.

Welche Methoden hast du, um Menschen afrikanischer Herkunft zu erreichen?

©Akinola Famson

Für Themen globaler Gerechtigkeit und Entwicklungszusammenarbeit im Inland wie im Ausland zu interessieren und zu sensibilisieren, das ist eine große Herausforderung. Beispielsweise habe ich Netzwerke und Kooperationen aufgebaut mit Mitgliedsvereinen, Initiativen, aber auch mit Einzelnen aus den verschiedenen afrikanischen Communities.
Ich knüpfe also Netzwerke und besuche Veranstaltungen, die Berührungspunkte haben mit Themen globaler Gerechtigkeit oder mit Umwelt-, Afrika- oder Entwicklungspolitik. Außerdem fördere ich den kulturellen Austausch zwischen den afro-diasporischen Communities, die ja sehr vielfältig sind. Ich engagiere mich in Advocacyarbeit, organisiere mit anderen NGOs Dialog- und Infoveranstaltungen und verteile Informationsmaterialien überall dort, wo ich unterwegs bin. Ich frage mich dabei immer, wie ich am besten das Vertrauen der Leute gewinnen kann

Wo zeigen sich Grenzen, wenn es darum geht, deine Zielgruppe für solcherart Themen zu interessieren?

Es ist besonders mühsam, junge Menschen afrikanischer Herkunft, die in den Randbezirken wie Spandau wohnen, mit EZ-Themen zu erreichen, vor allem, weil man sie nur in der Schule und wahrscheinlich in wenigen Jugendzentren treffen kann – aber ich bleib dran! Sie priorisieren andere außerschulische Aktivitäten, als zu einem runden Tisch oder zu einem Workshop zu kommen. Auch haben sie häufig keine Verbindung zu den Herkunftsländern ihrer Eltern und wissen nicht viel von der Situation und den politischen Diskursen vor Ort.
Darum ist es so produktiv, dass ich mit Sozialarbeiter*innen in Spandau kooperiere. Wir organisieren gemeinsam Events und Dialoge für die Jugendlichen und ich biete Gespräche an. Ich diskutiere mit ihnen, was ihre Alltagserfahrungen in Berlin mit Kolonialismus, Rassismus und Diskriminierung zu tun haben. So lassen sich auch globale Probleme besprechen. Auch arbeite ich mit dem Quartiersmanagement in der Spandauer Neustadt zusammen und bereite für eine Charlottenburger Schule eine AG zum Thema Diversität vor.

Was sind Erfolge bei Deiner Promotorenarbeit?

©Akinola Famson

Bei meiner aufsuchenden Arbeit in Kirchengemeinden, Moscheen oder im kulturellen Leben gelingt es mir, das Interesse von Leuten aus der Community zu gewinnen. Sie kennen die Lebensbedingungen und Probleme in ihren Heimatländern und wissen, wie wichtig die Auseinandersetzung mit Themen globaler Gerechtigkeit ist.
Durch die kontinuierliche Beratung, die ich einer Gruppe von Frauen aus Guinea angeboten habe, konnte der Verein B.Yali e.V. strukturell gestärkt werden. In der kommunalen Städtepartnerschaft zwischen Mitte und Lideta, einem Stadtteil von Addis Abeba, haben wir einen Kooperationsvertrag in Äthiopien unterschrieben, wobei ich als Vertreter des Afrika-Rates und als Vertreter von NGOs die Reise mitinitiiert habe. Dabei ist es mir gelungen, eine vermittelnde Rolle zwischen der Kommune, ihrer Verwaltung und der Zivilgesellschaft zu spielen. Das motiviert mich sehr!