Interview mit Mitarbeiter*innen von Hudara
Stärkung des psychosozialen Zusammenhalts und des Gemeinschaftslebens
Wir begrüßen Hudara gGmbH als neues BER-Mitglied. Hudara unterstützt Gemeinschaften dabei, eine nachhaltige und friedliche Funktionsweise zu erreichen, indem sie psychosoziale und sozial-kohäsive Aktivitäten sowie Handlungen und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel integrieren. Wir haben mit Lena und Boris am Tag der Menscherechte, am 10. Dezember, über ihren Ansatz gesprochen, also just 2 Tage nach der Revolution in Syrien und an dem Tag an dem in der deutschen Politik die Diskussion über die Rückkehr syrischer Geflüchteter in ihr Herkunftsland begann.
BER: In Euren entwicklungspolitischen Projekten geht es auch um die psychologische Unterstützung von geflüchteten Menschen aus Syrien im Irak. Gibt es ein Menschenrecht auf psychologische Unversehrtheit? Und was bedeutet es konkret, psychosoziale und sozial-kohäsive Aktivitäten in euren Projekten zu verbinden.
Psychosoziale Aktivitäten zielen darauf ab, das psychische Wohlbefinden der Menschen und die sozialen Aspekte, die sich auf das psychische Wohlbefinden auswirken, wie das soziale Umfeld, Werte und kulturelle Aspekte, zu schützen und zu stärken. In Aktivitäten, die sich auf den sozialen Zusammenhalt konzentrieren, werden Menschen mit unterschiedlichem sozialen und kulturellen Hintergrund einbezogen. Die Annahme ist, dass durch den Aufbau von Beziehungen auf individueller Ebene auch die soziale Teilhabe, die Versöhnung und das Sozialkapital auf gemeinschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene gestärkt werden. Wir sehen Interventionen zur Förderung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens als Grundlage für die Stärkung des psychosozialen Zusammenhalts und des Gemeinschaftslebens an. Ein Projekt in dem wir diesen Ansatz verfolgen ist das vom Institut für Auslandsbeziehungen geförderte Rawabet (Arabisch: Verbindungen), in dem wir in Mossul im Irak ein Gemeinschaftshaus unterstützen, das für alle Menschen offen ist und in dem verschiedene psychologische, soziale und kulturelle Aktivitäten stattfinden.
Es gibt immer wieder die Diskussion, ob Länder wie Afghanistan oder Ruanda zu sicheren Herkunftsstaaten erklärt werden, so dass Asylberechtigte Menschen in Deutschland ihren Schutzstatus verlieren und ausgewiesen werden können. Das BAmF hat unmittelbar nach der Revolution in Syrien am Montag die Entscheidung über Asylanträge gestoppt. Was bedeutet dies aus Eurer Sicht für die betroffenen geflüchteten Menschen?
Wir sind keine Organisation, die im rechtlichen Bereich arbeitet, aber wir sind sehr besorgt über die zunehmend restriktive Migrations- und Grenzpolitik. Für uns stehen hinter jedem geflüchteten Menschen individuelle Lebensgeschichten, Erfahrungen und Erlebnisse. Das Recht auf Asyl ist ein individuelles Grundrecht, jeder Asylantrag sollte individuell betrachtet werden. Wir lehnen die Politik der sicheren Herkunftsländer ab, da die Gefahr besteht, dass dann Menschen aus diesen Ländern faktisch pauschal abgelehnt werden können – obwohl sie direkter und struktureller Diskriminierung, Verfolgung und Gefahren aller Art in ihren Herkunftsländern ausgesetzt sind.
Ihr seid seit diesem Jahr Teil des BER-Netzwerks, was möchtet und könnt Ihr zur Eine Welt Stadt Berlin beitragen? Zu welchen Themen können sich interessierte Organisationen bei Euch melden?
Wir sehen es als sehr wertvoll an, dass sich die Berliner Organisationen, welche alle an unterschiedlichen Puzzleteilen für eine gerechtere Welt arbeiten, zusammenschließen und austauschen können. Wir freuen uns wenn andere auf uns zukommen und wir auch mal gemeinsam Aktivitäten angehen können. Wir arbeiten im Bereich psychische Gesundheit, sozialer Zusammenhalt sowie Anpassung an den Klimawandel, haben auch eine starke Forschungskomponente. Wir freuen uns nun beim BER dabei sein zu dürfen.