Globale Gerechtigkeit: Warum vielfältige und diskriminierungskritische Beteiligung notwendig ist
Interview mit Niloufar Tajeri – TU Berlin, Panelistin auf der 24/7 BER-Konferenz am 20. September 2024 zum Thema „Machtkritik und Ko-Produktion als Grundlage der Transformation der Stadt„
BER: Niloufar Tajeri, wir freuen uns, Dich bei der 24/7 BER-Konferenz begrüßen zu dürfen!
Niloufar Tajeri: Ich freue mich auch sehr auf die gemeinsame Diskussion darüber, wie wir unsere Stadt global gerechter gestalten können.
BER: Du diskutierst auf dem Panel zum Thema „Machtkritik und Ko-Produktion als Grundlage der Transformation der Stadt“. Warum sind diese Punkte wichtig für eine global gerechte Stadt?
Niloufar Tajeri: Es gibt viele Hindernisse und Herausforderungen, um globale Gerechtigkeit in Berlin zu erreichen. Um diese Probleme anzugehen, brauchen wir die Perspektiven von sozialen Bewegungen, Initiativen der Zivilgesellschaft und Personen, die direkt von Ungerechtigkeiten betroffen sind. Diese Vielfalt an Stimmen ermöglicht es uns, Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, die wirklich alle Menschen in der Stadt einbeziehen.
Wenn unterschiedliche Akteurinnen, sei es zum Beispiel aus der Zivilgesellschaft, Verwaltung oder Politik, Beteiligungsformate ohne Machtkritik und offene Kooperation konzipieren, werden lediglich bestehende soziale, ökonomische und ökologische Verhältnisse reproduziert und verstärkt, anstatt notwendige Veränderungen herbeizuführen.
BER: Wie können wir das vermeiden?
Niloufar Tajeri: Nur wenn wir diskriminierungskritische und intersektionale Formate schaffen, können wir vielfältigere Stimmen, Denkweisen und Macharten in die Stadtpolitik einbinden und so nachhaltige Lösungen entwickeln. Ich glaube, solche Formate gibt es bereits – denken wir an soziale Bewegungen, migrantische, queere und Schwarze Selbstorganisationen sowie unzählige andere Initiativen, die sich seit Jahrzehnten für globale Gerechtigkeit einsetzen.
BER: Welche Herausforderungen gibt es, um diesen Formaten mehr Sichtbarkeit zu verschaffen?
Niloufar Tajeri: Das Problem besteht meiner Meinung nach darin, dass Initiativen, die sich für globale Gerechtigkeit einsetzen, von politischen Entscheidungsträger*innen oft nur als Nebenschauplätze betrachtet oder im schlimmsten Fall gegeneinander ausgespielt werden. Eine global gerechte Stadt basiert aber auf Solidarität und Zusammenarbeit, nicht auf Konkurrenz. Es geht darum, Ressourcen gerecht zu teilen, damit wirklich alle ein gutes Leben führen können. Um dies zu erreichen, müssen wir uns bewusst gegen Diskriminierung und Machtungleichgewichte stellen und zusammen daran arbeiten, diese abzubauen. Ich freue mich darauf, auf dem Panel über konkrete Strategien zu diskutieren, um diese politischen Spaltungen kollektiv entgegenzuwirken.
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Niloufar Tajeri ist Architektin, Forscherin und Autorin. Sie begleitet urbane Aktivisten und Wohnrechtsbewegungen in Berlin-Kreuzberg, forscht zu Großwohnsiedlungen und deren Besitzstrukturen und lehrt an der TU Braunschweig im Bereich Architektur- und Stadtgeschichte.