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Sozial-Ökologischer Wandel: Wir brauchen einen transnationalen Dialog über Reparationen

Interview mit Oumarou F. Mfochivé – Konzeptwerk Neue Ökonomie, Panelist auf der 24/7 BER-Konferenz am 20. September 2024 zum Thema „Sozial-ökologischen Wandel der Städte global gerecht gestalten!

BER: Omarou Mfochivé, Du bist Referent bei der 24/7 BER-Konferenz, auf der wir gemeinsam Strategien für die Transformation Berlins zu einer global gerechten Stadt diskutieren. Was macht aus Deiner Sicht eine global gerechte Stadt aus?

Oumarou Mfochivé: Für mich ist das eine Stadt, in der es eine echte Politik für mehr Sozialwohnungen gibt und das Prinzip der sozialen Vielfalt tatsächlich umgesetzt wird. Das wäre eine Stadt, in der alle Menschen Zugang zu städtischen Gütern und Dienstleistungen haben, ein gutes Verkehrssystem existiert, das insbesondere ökologische Aspekte berücksichtigt. Diese Stadt fördert Bürgerbeteiligung und garantiert die Rechte von Minderheiten, insbesondere ihre Teilhabe an politischen Entscheidungen.

BER: Der BER betrachtet Stadtentwicklung aus entwicklungspolitischer Perspektive, weil sich in der Stadt internationale Machtungleichheiten widerspiegeln. Dabei ist die Stadt Teil des Problems aber gleichzeitig Teil der Lösung. Was kann getan werden, um globale Gerechtigkeit in der Stadt zu fördern?

Oumarou Mfochivé: Ich finde es wichtig, dass Stadtpolitiken durch die Brille der Gerechtigkeit neu betrachtet werden. Gerade in dieser Zeit, in der der gesellschaftliche Zusammenhalt in vielen westlichen Ländern gefährdet ist. Globalisierung führt zu größeren Einkommensunterschieden und einer wachsenden Unzufriedenheit der Mittelschichten. Gleichzeitig werden die Vereinbarungen, die unsere Umverteilungssysteme tragen, immer häufiger infrage gestellt. Metropolen setzen aber auf Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität, wodurch soziale Gerechtigkeit oft vernachlässigt wird. Umso dringlicher ist es also, Stadtpolitik so zu gestalten, dass sie die Bedürfnisse aller Menschen berücksichtigt.

BER: Du setzt Dich im Konzeptwerk für die Sensibilisierung zu Klimaschulden ein. Was können wir auf lokaler Ebene – sowohl politisch als auch gesellschaftlich – tun, um das Bewusstsein für Klimagerechtigkeit in Deutschland zu stärken?

Oumarou Mfochivé: Wir müssen den transnationalen Dialog über Klimaschulden und Reparationen fördern. Wir müssen gleichzeitig die politische Forderung nach Reparationen verstärken. Wir sollten uns mit anderen Akteuren im Globalen Süden vernetzen und dabei ihre Realitäten und Bedürfnisse aufnehmen, denn sie sind am Stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Außerdem müssen wir die Regierung dazu bringen, ihre Klimapolitik grundlegend zu überdenken und die deutschen Klimaziele sogar anzuheben, weil es im Vergleich zu den internationalen Verpflichtungen immer noch zu niedrig ist.

BER: Was ist deine Botschaft an die Konferenz am 20. September?

Oumarou Mfochivé: In der Diskussion sollte es um Reparationen gehen, weil wir daran glauben, dass sie nicht nur eine Frage finanzieller Entschädigungen sind, sondern radikalere Veränderungen bewirken können. Nämlich Wirtschaftssysteme zu schaffen, die keine Ungleichheit reproduzieren.

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Oumarou Mfoviché ist Klimawissenschaftler beim Konzeptwerk Neue Ökonomie in Leipzig und ist in der Klimabewegung aktiv. Er beschäftigt sich mit den Themen Klimaschulden und Reparationszahlungen und interessiert sich besonders für Klimamigration.