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KLIMAGERECHTES
BERLIN

Maximal 2° Celsius, besser nur 1,5° – um mehr darf die globale Temperatur nicht ansteigen, damit die Welt noch zu retten ist.

Dieses Ziel, das sich die internationale Gemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz 2015 gesetzt hat, kann nicht erreicht werden, wenn nicht schleunigst auf allen Ebenen Verantwortung übernommen wird für das Klima und unsere Welt. Auch Städte wie Berlin tragen zur Klimakrise bei – und können natürlich auch ihren Teil zur Lösung beitragen.

Was bedeutet Klimagerechtigkeit?

Wir reden nicht vom Klimawandel, denn Wandel kann auch positiv sein. Wir aber haben es mit einer Krise zu tun – mit einer Klimakrise im globalen Ausmaß, die uns alle bedroht. Die Klimakrise ist nicht nur ein umweltpolitisches Thema, in dem es um das Abschmelzen der Polkappen und Wetterextreme wie Dürren oder Überschwemmungen geht.

Uns geht es um Klimagerechtigkeit – und damit um eine Sichtweise, die die wirtschaftlichen Bedingungen und die sozialen und politischen Verhältnisse, die zur Klimakrise geführt haben, mit in Betracht zieht.

 

Für die Klimakrise verantwortlich ist der Globale Norden – also Industrieländer wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die USA und Kanada oder auch Japan.

Diese Länder sind von den Auswirkungen weniger stark betroffen – aber können es sich leisten, die Folgen der Klimakrise abzufangen.

Der Globale Süden dagegen ist vor allem eines: betroffen. Und zwar unverhältnismäßig hart.

Die 50 Länder, die für am wenigsten entwickelt gelten, haben nur ein Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verursacht.

Aber sie haben kein Geld, um ihre Küsten vor dem steigenden Meeresspiegel zu schützen oder Lebensmittel zu kaufen, wenn ihre Ernten wegen anhaltender Dürren oder Unwettern ausfallen.

Das Bruttoinlandsprodukt, die Emissionen und die Verletzbarkeit sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. Ob jemand von den Folgen der Klimakrise betroffen ist oder nicht, hängt vor allem davon ab wo man lebt:

Deutschland

Katar

Burundi

Ghana

  • Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf

  • CO2 Tonnen pro Person

  • Verletzbarkeit:
    Anfälligkeit und Verletzbarkeit durch die Klimakrise

Quellen:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_CO2-Emission_pro_Kopf
  • https://gain.nd.edu/our-work/country-index/rankings/
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Bruttoinlandsprodukt_pro_Kopf

Ist das gerecht?
Nein, natürlich nicht.
Um Klimagerechtigkeit herzustellen, muss sich daher einiges ändern – auch in Berlin.

Im Gespräch mit Hangula Werner

EduVentures ist das offizielle Jugendprogramm des National Museum of Namibia. Die NRO betreibt Bildungsarbeit für eine nachhaltige Entwicklung und hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen über den Klimawandel zu informieren und engagierte Bürger*innen zum Handeln anzuleiten.

Hangula ist für die Ausstellung über den Klimawandel verantwortlich und gibt Workshops zu verschiedenen umweltpolitischen Themen.

Mehr Informationen gibt es hier

Im Gespräch mit Nene Opoku und Tatu Hey

Sie sind Aktivist*innen des BLACK EARTH – BIPoC Environmental & ClimateJustice Collective in Berlin.

Das Kollektiv setzt sich für eine postkoloniale Sichtweise auf Klimagerechtigkeit ein. Dazu zählt nicht nur die Thematisierung der höheren Verletzlichkeit gegenüber Klimafolgen im Globalen Süden, sondern ebenso die dahinter liegenden Machtstrukturen. Das Black Earth Collective fordert eine antirassistische und machtkritische Auseinandersetzung der weiß geprägten Klimabewegung.

Im Gespräch mit Peter Fuchs

Der Berliner Verein PowerShift setzt sich seit 2010 für eine gerechtere Weltwirtschaft ein. Mit Recherchen sowie Informations- und Bildungsarbeit entwickelt PowerShift Handlungsalternativen und setzt sich mit der Unterstützung von Bündnissen und von Bürger*innen für die Umsetzung dieser Alternativen ein.

Peter Fuchs arbeitet bei PowerShift und ist Berliner Promotor für Klima- und Ressourcengerechtigkeit. In seiner Arbeit verbindet er stets lokale Handlungen mit weltweiten Veränderungen.

Was denken die Berliner*innen?

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Das Land Berlin trägt Verantwortung für Klimaschäden im Globalen Süden. Berliner*innen fordern deshalb mehr Maßnahmen für Klimaschutz. So ist beispielsweise nur ein Drittel der Berliner (36 Prozent) zufrieden mit den Berliner Maßnahmen für den Klimaschutz. Die Hälfte der Befragten (50 Prozent ) findet, dass das Land Berlin zu wenig für den Klimaschutz unternimmt.

Wie wir Klimagerechtigkeit erreichen

Alle sind sich einig, dass etwas geschehen muss.
Aber wie kann Berlin zu Klimagerechtigkeit beitragen?

Bis 2050 will Berlin eine klimaneutrale Stadt sein.

Das soll mit dem Energie- und Klimaschutzprogramm 2030 (BEK 2030) erreicht werden. Aber … das dauert alles viel zu lange. Die Berlinerinnen und Berliner müssen auch selbst etwas tun und aktiv werden – beim Kohleausstieg, beim Verkehr, in Bezug auf ihren Rohstoffverbrauch und in Sachen Ernährung.

Energiewende

Berlin steigt als erstes Bundesland aus der Kohle aus. 2017 wurden die Braunkohlekraftwerke stillgelegt, nach 2030 soll auch mit der Steinkohle Schluss sein. Aber – das ist viel zu spät! Berlin muss sofort, bis spätestens 2025, aus der Kohle aussteigen! Nicht nur wegen des Klimas: Die Steinkohle, die in Berlin verfeuert wird, stammt aus Ländern, in denen beim Abbau schwere ökologische Schäden verursacht und Menschenrechte verletzt werden.

Daher fordern wir Berliner*innen, dass bis zum Ausstieg 2025 nachgewiesen wird, dass die hier verstromte Kohle umweltschonend und unter Wahrung der Menschenrechte abgebaut wurde.

Berlin hat im März 2016 das Berliner Energiewendegesetz verabschiedet. Dem Bündnis „Kohleausstieg Berlin“ geht es nicht weit genug, es fordert die unverzügliche Abschaltung und spricht sich gegen die Nutzung von fossilem Gas aus.

Interview

mit Eric Häublein vom Bündnis Kohleausstieg Berlin

Eric Häublein ist Campaigner beim BürgerBegehren Klimaschutz und einer der Träger des Bündnisses  Kohleausstieg Berlin.

 

 

Foto: Bündnis Kohleausstieg Berlin
  • Die NRO „urgewald“ verstehen sich als Anwältin für Umwelt- und Menschenrechte. Sie decken auf, wessen Geld hinter Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen steckt und übt so Druck aus.
  • INKOTA engagiert sich seit 40 Jahren für eine gerechtere Welt – und hat dabei auch die Lieferketten für Kohle und andere Energieträger, die uns hier in Berlin das Leben leichter und warm machen, im Blick.
  • Die Nord-Süd-Initiative Germanwatch arbeitet daran, den Norden ökonomisch und ökologisch so zu verändern, dass Menschen im Süden unter menschenwürdigen Bedingungen leben können.
Foto: Bündnis Kohleausstieg Berlin

    Verkehrswende

    In den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl der Flugpassagiere in Berlin vervielfacht. Wurden 1991 gut acht Millionen Fluggäste gezählt, waren es 2019 – im Jahr vor Corona – mehr als 35,5 Millionen. Mehr Flugzeuge, mehr Emissionen, die Rechnung ist einfach. Auch der individuelle Autoverkehr hat in dieser Zeit stark zugenommen. Dass mehr umweltschädlicher Verkehr zu mehr Menschenrechtsverletzungen führt, wissen allerdings die Wenigsten.

    Denn die in der Automobilindustrie verbauten metallischen Rohstoffe stammen meist aus dem Globalen Süden – und werden dort unter Menschenrechtsverletzungen und Umweltrisiken abgebaut. Zum Beispiel stammt fast die gesamte Menge an Bauxit, das für die Herstellung von Aluminium benötigt wird, aus Guinea, wo die Menschen aus vielen Abbaugebieten vertrieben oder dort ausgebeutet werden.

    Was hat die Berliner Verkehrswende mit globaler Klimagerechtigkeit zu tun? Diese beiden, auf dem ersten Blick stark auseinanderliegenden Punkte, sind enger miteinander verwoben als es erscheint.

    Interview

    mit Peter Fuchs zur Flächengerechtigkeit als entwicklungspolitische und klimagerechte Aufgabe.

    Peter Fuchs arbeitet beim Berliner Verein PowerShift e.V. und ist Promotor für Klima- und Ressourcengerechtigkeit.

     

     

     

    Foto: Andreas Bohne / BER
    • Der Berliner Verein PowerShift setzt sich für eine sozial gerechtere Weltwirtschaft und eine entsprechende andere Handels‐, Rohstoff‐ und Klimapolitik ein – mit Forschungs-, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in Vorträgen, Publikationen, Bildungsmaterialien, Veranstaltungen und Online-Informationsangeboten.
    Foto: Andreas Bohne/ BER

      Rohstoffwende

      E-Mobilität ist angesagt. Weltweit – und mittlerweile auch in Deutschland – wird massiv in Elektromobilität investiert. Tatsächlich sind E-Autos weniger klimaschädlich als herkömmliche Autos. Aber sie sind nicht schadstofffrei. Zum einen werden bei der Stromerzeugung für die E-Autos Schadstoffe freigesetzt. Zum anderen werden für die E-Autos Rohstoffe benötigt, die viel Strom verbrauchen und Umweltschäden verursachen – und in Ländern des Globalen Südens beim Abbau zu erheblichen Menschrechtsverletzungen führen. Mehr lesen in unserem Diskussionspapier für eine Berliner E-Mobilität der globalen Gerechtigkeit.

      Berlin hat sich eine sogenannte Zero-Waste-Strategie verordnet und damit einen ersten Schritt hin zu einer Rohstoffwende getan. Unbedingt gehört zu einer solchen Wende, dass weniger Rohstoffe verbraucht werden und für alle Beschaffungen menschenrechtliche, soziale und ökologische Standards eingeführt werden.

      Foto: Josie Sahner / WatchIndonesia

      Interview

      mit Dr. Josephine Sahner über die Arbeit von WatchIndonesia und ihr Engagement für die Rohstoffwende.

      Sie ist Umwelt- und Klimareferentin bei WatchIndonesia, einer NRO aus Berlin, die durch Kampagnenarbeit und Vernetzung die Zivilgesellschaft in Indonesien unterstützt.

       

      Fotohinweis: Josie / WatchIndonesia
      • KATE e.V. ist ein anerkannter Träger der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit und des Globalen Lernens und macht zum Beispiel Bildungsangebote über die globalen Auswirkungen in der Herstellung unserer Handys.
      • Die Auswirkungen des deutschen Rohstoffhungers, insbesondere auf die Gemeinschaften in lateinamerikanischen Ländern und deren Widerstand, thematisiert das Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V.
      • Über die menschenrechtlichen und umweltbezogenen Folgen eines ungehemmten Extraktivismus in Lateinamerika berichtet der Nachrichtenpool Lateinamerika Berlin.
      • Das Filmkollektiv „Draufsicht“ von SODI hat sich in seinem Video „Rohstoffgerechtigkeit“ noch tiefgehender mit dem Thema auseinandergesetzt
      Foto: Josie Sahner / WatchIndonesia

        Agrarwende

        So, wie wir uns derzeit ernähren, tragen wir zur Klimakrise bei. Allerdings zeigen wir offenbar alle am liebsten mit dem Finger auf die jeweils anderen: Entweder sind die Landwirt*innen schuld (Wenn die nur weniger düngen würden!) oder die Konsument*innen (Wenn die nur weniger Fleisch essen würden!). Zu selten beachtet wird dabei das globale Agrarbusiness.

        Die internationalen Großkonzerne beeinflussen nämlich, was, wie viel und wie die Landwirt*innen produzieren und welche Preise die Verbraucher*innen dafür bezahlen. Auch Lebensmittelkonzerne sind Teil dieses Agrarbusinesses. Fünf große Supermarktketten beherrschen den Handel.

        Interview

        mit Lena Luig zu klimagerechter Landwirtschaft.

        Lena Luig ist Referentin für Welternährung und globale Landwirtschaft bei der Berliner Organisation INKOTA.

         

         

        Foto: Lena Luig / Inkota
        • Die globale Klimakrise verschärft Wasserungerechtigkeit. Unseren Wasserfußabdruck von Lebensmitteln zeigt der Weltfriedensdienst e.V. auf. Hier kann jeder seinen eigenen Wasserfußabdruck ermitteln.
        • Auf die klimaschädlichen Auswirkungen des geplanten EU-MERCOSUR-Handelsabkommens weisen unter anderem PowerShift e.V. und das FDCL in vielen Studien hin.
        • INKOTA setzt sich seit langem für eine globale Agrarwende zur Agrarökologie ein. Eine klimagerechte Landwirtschaft und Welternährung umfasst den Weg vom Acker bis zum Teller.
        • Die Förderung standortgerechter und kleinbäuerlicher Landwirtschaft unterstützt die Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt.
        • Wie Permakultur zu einer globalen klimagerechten Landwirtschaft beiträgt, das zeigt seit vielen Jahren SONED e.V.
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        Foto: Lena Luig / Inkota

          Was denken die Berliner*innen über die Mitverantwortung für Klimaschäden im Globalen Süden?

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          Die Verantwortung des Landes Berlin für Klimaschäden in Ländern des Globalen Südens bewerten 61 Prozent der Berliner*innen als groß oder sehr groß. Bei den jüngeren Berliner*innen (unter 40 Jahre) sind das sogar fast drei Viertel der Befragten.

          Umfrage

          Eine Welt, ein Klima

          Berlin ist nicht nur wegen der Eröffnung des neuen Flughafens mit der Welt verbunden. Kleidung, Energie und viele weitere Dinge, die im Alltag selbstverständlich sind, kommen irgendwo her. Die Aktionen, die hier in Berlin gegen die Klimakrise unternommen werden, haben deshalb mehr als Symbolcharakter – sie tragen weltweit zu einer Veränderung bei.

          Die Klimakrise ist Fakt, sie ist wissenschaftlich nachgewiesen. Und vom Menschen gemacht, von ihrer Lebensweise und der damit einhergehenden industriellen Produktion. Die Berliner entwicklungspolitischen Organisationen positionieren sich daher gegen jegliche rechtspopulistische Leugnung der menschengemachten Klimakrise.

          Fakt ist: Weltweit steigen die CO2-Emmissionen, was zur Klimaerwärmung beiträgt. Wenn erst einmal ein kritischer Punkt überschritten ist, wird sich das Leben auf diesem Planeten mit allem, was damit zusammenhängt, unumkehrbar verändern.

          Die Zeit drängt, uns bleiben nur noch wenige Jahre.

          Berlin trägt Mitverantwortung für die Klimakrise, daher muss die Stadt – Unternehmen, Verwaltungen und auch jede und jeder Einzelne – ihren Beitrag zur Klimagerechtigkeit leisten. Zur Klimagerechtigkeit? Ja, Gerechtigkeit. Denn nach wie vor ist es so, dass die Menschen und Länder, die am wenigsten für die Klimakrise verantwortlich sind, am härtesten davon betroffen sind. Zu Klimagerechtigkeit gehören daher die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft hier bei uns, die Unterstützung von Ländern im Globalen Süden – insbesondere im Rahmen von Städtepartnerschaften – und die Verankerung von Klimagerechtigkeit im Globalen Lernen. Die Berliner entwicklungspolitischen Organisationen setzen sich dafür ein, dass Menschen aus dem Globalen Süden und BIPoc in den Debatte zur Klimakrise und zur Klimagerechtigkeit beteiligt werden.

          Wie geht es weiter?

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