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Unsere Vision von zukunftsfähiger Wirtschaft

Internationale Delegationen stehen Schlange – sie besuchen Berlin, das weltweit als Vorbild für zukunftsfähiges Wirtschaften gilt. Vor 20, 30 Jahren wurde Berlin noch belächelt als Stadt der Nischen und kreativen Spinner.

Mittlerweile sind ehemalige Flughafengelände oder Brauereien und kleine Handwerksbetriebe zu Orten des nachhaltigen und ressourcenschonenden Wirtschaftens gewachsen. Kiezläden und Märkte mit Lebensmitteln aus Berlin und Brandenburg haben die Lebensmitteldiscounter verdrängt. Wo sich einst die Berliner Pharmaindustrie Patente sicherte, wird nun zu vernachlässigten Krankheiten in Ländern des Südens geforscht und der Zugang zu unentbehrlichen Arzneimitteln für alle gesichert. Technologieunternehmen stellen in ihren Werken in Spandau die Technik für Windenergie und Energiespeicher her und importieren die dafür benötigten Rohstoffe direkt von Händlern aus als „konflikt-frei“ zertifizierten Minen.

Der Berliner Senat und die Bezirke unterstützen nach Kräften die solidarische und ressourcenschonende Standortpolitik. Die Senatsverwaltung für Postwachstum hat durchgesetzt, dass Berlin Aufträge nur noch an Anbieter vergibt, die fair, sozial und ökologisch produzieren und arbeiten. Schon bei der Wirtschaftsförderung von Unternehmen, die sich in Berlin ansiedeln wollen, werden die bevorzugt, die klimaneutral produzieren und angemessene Löhne zahlen. In der Verwaltung gehören fair hergestellte Computer zur Standardausstattung der Mitarbeiter*innen.

Eines erstaunt die anreisenden „Expert*innen“ aus aller Welt am meisten: Was weltweit als „Neue Berliner Ökonomie“ bewundert und kopiert wird, macht den Berliner*innen sichtlich Spaß. Denn sie verstehen sich als Gestalter*innen dieses wirtschaftlichen Experiments. Sie freuen sich über gesunde Ernährung genauso wie über ihre lebensfreundliche Umwelt. Mehr noch: Sie genießen es gerade zu, in riesigen autofreien Zonen zu flanieren, auf mehrspurigen Fahrradstraßen ihre Kinder sicher zur Kita zu bringen oder den Besucher*innen die lokalen Gärten und Produktionsstätten zu zeigen.

In unserer Eine Welt Stadt Berlin steht das gemeinwohlorientierte Wirtschaften an erster Stelle, werden die Ressourcen nachhaltig genutzt. Dies ist die Basis, um die Ausbeutung von Menschen in Berlin und weltweit zu verhindern und den Klimawandel zu stoppen.

Aber leider leben wir noch nicht in der Eine Welt Stadt Berlin.

In Berlin ist immer noch alles auf Wachstum ausgelegt, obwohl die Ressourcen begrenzt sind und der Klimawandel die Lebensgrundlagen von uns allen zerstört. Entlang der Wertschöpfungsketten der Berliner Wirtschaft, in der sie Rohstoffe und Produkte aus anderen Ländern importieren, treten immer noch schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden auf. Seit 2010 gilt in Berlin ein Ausschreibungs- und Vergabegesetz, das die Vergabe von Aufträgen an die Einhaltung sozialer und ökologischer Kriterien knüpft. Diese werden aber nur sehr zögerlich angewendet.

Die Tauschläden, Repaircafés, Stadtgärten, solidarischen Landwirtschaftsinitiativen und Transition Towns, die in vielen kleinen Nischen an praktischen Alternativen zum Wachstumsmodell experimentieren, werden vom Land Berlin zu wenig gefördert. Berlin ist in seiner Versorgung mit Lebensmitteln immer noch stark abhängig von industrialisierter Landwirtschaft, die die Umwelt verschmutzt und Menschen ausbeutet.